Hätte ich das mal vorher gewusst – Wie sich das Leben mit Baby und Kleinkind verändert!

Teil 3 – Das war’s mit dem Berufsleben

Mit dem positiven Schwangerschaftstest entsteht im Kopf das Bild einer perfekten kleinen Familie. Eine glückliche Familie: Vater, Mutter, Kind. Es könnte doch alles so schön sein, würden ein Kind für die Frau nicht immer noch bedeuten, dass sie ihr bisheriges berufliches Leben entweder aufgibt oder gehörig umkrempelt. Wohingegen Männer weiterhin an ihrer Karriere arbeiten können.

Gleichberechtigung? Fehlanzeige

Ja, doch, so ist es. Paare starten gleichberechtigt und abgehängt wird die Mutter. Mutterschaft wird in Deutschland weder finanziell gewürdigt noch im Arbeitsleben anerkannt. Warum auch, Kinder bekommen ist Privatangelegenheit. Zumindest für die Mütter. Sie haben es sich ja so ausgesucht. Ich frage kurz: die Väter nicht? Warum haben die kein Renten- und Altersarmutsproblem, wenn sie Kinder bekommen? Frauen werden am Arbeitsmarkt immer noch strukturell benachteiligt und unterbezahlt. Derzeit senden Unternehmen und Politik das Signal an Frauen, dass es bevorzug wird, dass sie entweder keine Kinder bekommen oder nicht bzw. wenig berufstätig sind. Stichwort: Ehegattensplitting und Lohnungleichheit. Während kinderlose Frauen im Verdienstvergleich zu den Männern langsam aufholen, haben Mütter die Arschkarte gezogen.

Kein Geld für Mütter

Die Bertelsmann Stiftung hat im Sommer 2020 eine Studie veröffentlicht, was es Frauen kostet, Kinder zu bekommen. Sie nennen es „Motherhood Lifetime Penalty“. Und schon alleine der Name drückt es auch: Du wirst finanziell bestraft, dass du Mutter wirst. Müttern eines Kindes entgeht 40% des Gehalts im Vergleich zu kinderlosen Frauen (und nur nochmal zur Erinnerung – auch Frauen ohne Kinder verdienen weniger als Männer.) Hast du drei oder mehr Kinder verzichtest du auf 70 % deines Geldes (welches du erwirtschaften würdest, hättest du kein Kind….). In Worten SIEBZIG – Hier nochmal eine grafische Aufbereitung.

Unbestritten ist indessen, dass Frauen, die Kinder bekommen haben, also Mütter, nicht mehr gut arbeiten können. Die interessieren sich doch sowieso nur noch für das Kind und machen sich den Rest des Lebens einen Lauen auf Kosten anderer. Es ist dann auch völlig zweitranging, dass es ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung gibt. Die Frau wird nicht eingestellt oder nicht auf gute Projekte eingesetzt oder wenigstens viel schlechter bezahlt. Das klingt sarkastisch und böse. Passiert so aber in der Realität. Das habe ich leider nicht erfunden. Hier habe ich mal die ganzen Studien zusammengetragen.

Als schwangere Frau im Job macht man sich wenig Gedanken über die berufliche Zukunft. Klar, es ist ein ungutes Gefühl da. Das wird zugunsten der Baby-Vorfreude verdrängt. Warum sollte sich auch etwas ändern, wenn der Wiedereinstieg nach der Elternzeit ansteht? Klar, Überstunden werden dann nicht mehr so einfach. Aber sonst ändert sich nichts.

Mütter sind nach der Elternzeit nicht willkommen

Leider ändert sich doch einiges. In vielen Firmen wird die rückkehrende Mutter nicht durch ihre Elternzeit begleitet. Auch das Minimalprogramm, die inhaltliche Vorbereitung der Rückkehr findet oft nicht statt. Seitens der Firmen, aber auch seitens der Mütter. Das sind alles keine Bilder, die im Kopf erscheinen, wenn der Schwangerschaftstest positiv ist. Das ist leider die Realität, die viele Mütter einholt, sobald sie wieder in den Job einsteigen. Wenige Arbeitgeber haben ein richtig gutes Wiedereinstiegsmanagement. Wenige Paare setzen sich von Anfang an mit der Aufteilung von Sorge- und Hausarbeit auseinander und rutschen dann in die traditionelle Rollenverteilung ab. Grund dafür sind oft pragmatische Erwägungen, weil er mehr verdient und sie am Anfang stillen will. So kümmert sie sich um den Haushalt und das Kind und verzichtet auf den Job und ihre berufliche Entwicklung. Frust und Enttäuschung kommen hoch, oft mit Ängsten, allem nicht gewachsen zu sein. Nach dem Wiedereinstieg folgt die Teilzeitfalle, weil in Teilzeit arbeitende Mütter nicht als vollwertige Arbeitnehmerinnen anerkannt werden. Das zeigt sich immer wieder in Fragen und Vorurteilen. Hier ist meine Top 10:

Hier sind 10 der dämlichsten Fragen / Aussagen, die berufstätige Mütter zu hören bekommen

und meine Antworten, die ich am liebsten geben würde:

  1. Wo sind denn die Kinder, wenn Sie arbeiten?
    (Ich habe mir einen großen Hamsterkäfig gebaut, mit Futter und Wasserspender. Da sind sie drin…)
  1. Wozu bekommt man eigentlich Kinder, wenn man keine Zeit mit ihnen verbringen möchte / sie in die Kita abschieben möchte?
    (Als es aus mir rauskam, war es hässlich. Daher will ich es jetzt so viel wie möglich von anderen betreuen lassen, damit ich es nicht sehen muss)
  2. Ich könnte das ja nicht, so wenig Zeit mit den Kindern zu verbringen.
    (Was genau bedeutet „wenig“?)
  3. Wollen Sie wirklich 30h/Woche arbeiten? Sie haben doch kleine Kinder.
    (Wollen Sie sich vielleicht einen anderen Job suchen, als Personaler sollte man nicht so voreingenommen sein…)
  4. Ach, ich würde auch gerne so früh Feierabend machen.
    (Feierabend – hahahaha. Du denkst ich hab jetzt Feierabend… HAHAHAHAHA)
  5. Die kommt eh nicht so zurück, wie sie sich das vorgestellt hat. Wenn das Baby erstmal da ist, hat die doch nur noch Interesse daran.
    (Ja, richtig. Die eigene Persönlichkeit und das was einem wichtig war, wird mit der Nachgeburt direkt entsorgt.)
  6. Kinder brauchen ihre Mutter!
    (Stimme ich zu 100% zu. Kinder brauchen ihre ausgeglichene Mutter, die ihren Bedürfnissen nach geht, damit sie ein offenes Ohr und ein offenes Herz für ihre Kinder hat)
  7. Wie wollen Sie der Führungsaufgabe gerecht werden, mit kleinen Kindern?
    (Ich brauche nicht mein ganzes Leben auf die Arbeit auszurichten, um gut in meinem Job zu sein.)
  8. Was machen Sie, wenn das Kind krank ist?
    (Ich habe da einen Internet-Händler aufgetan, bei dem bekomme ich kurzfristig alles, um mein Kind fit zu dopen.)
  9. Was haben Sie in Ihrer Elternzeit gemacht?
    (Gechillt. Die ganze Zeit gechillt. Ich bin nämlich so unfassbar faul und habe diese Pause mit Kusshand genommen!)

Hast du das oder etwas ähnliches auch erlebt? Lass es mich wissen. Ich freue mich immer über neue Beispiele!

Der Wiedereinstieg verläuft mit Hindernissen. Das Arbeiten als Mutter ist nicht mit dem aus dem vorherigen Leben zu vergleichen. Eigentlich hat sich nichts verändert, aber die Arbeitswelt blickt dich mit ganz anderen Augen an. Das sind alles Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte!

Und jetzt?

Es gibt so eine Regel beim Bloggen, dass man am Ende eines Artikels einen Lösungsansatz aufschreibt oder einen Ausblick oder zumindest was Lustiges, damit der Leser mit einem guten Gefühl endet. Aber was soll ich jetzt schreiben? Dieses Problem wird sich so schnell nicht in Luft auflösen. Diese Thematik ist mitunter der Grund dafür, dass ich die New.Workerin gegründet habe. Es braucht eine neue Zeit. Es braucht umdenken. Es braucht Engagement. Es braucht neue Strukturen. Neue Rollenvorbilder. Neue Arbeit.

Wir brauchen einen gesellschaftlichen Wandel. Es sollte schlichtweg keine Rolle spielen, ob eine Frau Mutter wird oder nicht. Davon sind wir leider noch weit entfernt. Trotzdem bist du nicht machtlos, was deine Laufbahn als erwerbstätige Mutter angeht. Du kannst deinen kleinen Handlungsspielraum ausnutzen und dein Leben als berufstätige Mutter aktiv mitgestalten.

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Kümmere dich aktiv um die Idealvorstellung deines Lebens mit Job und Kind.

Dieser Artikel es ist der dritte Teil der dreiteiligen Serie. “Hätte ich das mal vorher gewusst: Wie verändert sich das Leben mit Baby” Hier sind die anderen Teile:

Teil 1 – Die Partnerschaft

Teil 2 – Vorurteile und Beurteilungen von anderen

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