Warum es Schranken in den Köpfen gibt, die Müttern den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erschweren

Frauen werden in der Berufswelt strukturell benachteiligt. Am 17. März 2020 ist Equal Pay Day. Bis hierhin arbeiten Frauen umsonst. Erst ab dem 18. März werden sie bezahlt. Selbst wenn alle Faktoren, die unterschiedlich sind, aus diesem Lohnunterschied heraus gerechnet werden, liegt die Lohndifferenz bei 6%. Konkret heißt das. Eine Frau, die genau den gleichen Job mit der gleichen Ausbildung und Arbeitserfahrung, wie ein Mann, bekommt 6% weniger Lohn. Weil sie eine Frau ist.

Warum ist das so? Weil wir alle Schranken im Kopf haben. Ich. Und du auch.

Vorurteile gegenüber arbeitenden Müttern

Eigentlich weiß ich es schon seit Studienzeiten. Sowohl im Marketing als auch in der Wirtschaftspsychologie spielt er eine große Rolle: der Unconscious Bias

Noch nie gehört? Der Unconscious Bias ist eine sehr clevere Erfindung unseres Gehirns. Es muss  irgendwie damit klar kommen die Informationen zu sortieren. Immerhin prasseln pro Sekunde etwa elf Millionen Einzelinformationen auf uns ein. Also filtert unser Gehirn die Informationen für uns. Dadurch entsteht eine unbewusste Verzerrung. Diese Verzerrung entsteht durch unsere Erfahrungen und Geschichten, die wir erleben. Wir haben Vorurteile und wir wissen es noch nicht einmal. Das heißt, je älter wir sind, desto voreingenommener sind wir. Ganz automatisch. Du kannst nichts dagegen tun, wenn es passiert. Erst danach. So haben wir alle ein Bild im Kopf, wie eine Mutter sein muss: fürsorglich und kümmernd. Nicht arbeitend und erfolgreich.

Gute Mutter – schlechte Mutter

In meinem Blogartikel über die strukturelle Benachteiligung von Frauen kannst du die Auswirkung unserer Prägungen lesen. Frauen, die kurz Elternzeit nehmen, gelten als Rabenmütter. Warum? Weil das kollektive, in Deutschland sozialisierte Gedächtnis das Bild von der sich kümmernden Mutter hat. Schlag mal ein Kinderbuch auf, zum Beispiel Bobo Siebenschläfer. Das Buch gibt es schon seit 1984. Der kleine Bobo Siebenschläfer erlebt kindgerechte Abenteuer. Er baut eine Höhle, geht auf den Spielplatz, muss zum Arzt. Wer ist immer bei Bobo dabei? Wer kocht, während er eine Höhle baut? Wer geht mit ihm auf den Spielplatz? Wer geht mit ihm zum Arzt? Mama Siebenschläfer. Papa kommt später von der Arbeit nach Hause. Seit Generationen wird dieses Buch den Kindern vorgelesen. Es entsteht eine Geschichte im Kopf. Eine Geschichte, die sich das Gehirn merkt, um sich Vereinfachungen zu machen. „So ist die Welt.“ Wenn die Rollenbilder in deiner Familie genauso waren, wie bei Bobo (Mama war da, Papa kam später), dann hat dein Gehirn eine weitere Bestätigung dafür, das Bild wird deutlicher. Arbeitende Mütter kommen darin gar nicht oder wenig vor. Es passt für uns nicht zusammen.

Das Rollenbild der guten Mutter

Wir handeln und interpretieren, wie wir die Welt sehen bzw. gelernt haben zu sehen. Gesellschaftliche Normvorstellungen prägen unsere Einschätzung und unser Verhalten, ob wir es wollen oder nicht. Wir haben Vorurteile. Warum sind Mädchen schlechter in Mathe? Weil wir das Bild haben, dass Mädchen schlechter in Mathe sind. Wir lassen ein „ich kann das nicht„ bei ihnen früher durchgehen als bei Jungs. Der Junge wird nochmal ermutigt und es wird nochmal erklärt. Der Junge wird besser in Mathe. Unser Bild wird bestätigt.

Unser Gehirn wählt immer diese Abkürzung und erklärt uns so die Welt erklären. Das passiert vor allem, wenn es zu viele Informationen gibt. Wenn die Informationen keinen Sinn ergeben, also nicht rund sind. Und wenn wir zu wenig Zeit haben. Du kannstnichts dagegen tun, außer dir dessen bewusst zu werden. Immer, wenn dir vorschnell eine Meinung in den Kopf schießt oder du schnell eine Entscheidung fällst, dann hinterfrage dich. Was hat dich veranlasst das zu denken.

Vorurteile gegenüber Unbekanntem und was wir kennen wird bevorzugt

Kannst du asiatische Gesichter schlecht auseinander halten? Dann hast du nicht genug asiatische Gesichter in deinem Leben gesehen? Asiaten, die wenig mit Europäern zu tun haben, können europäische Gesichter schlecht auseinander halten. Das Gehirn bildet ein Durchschnittsgesicht für dich und gleicht alle neuen Gesichter damit ab. Das ist total clever, führt aber dazu, dass du eher zu dem tendierst, was du schon viel öfter gesehen hast.

Wir umgeben uns lieber mit Menschen, mit denen wir Gemeinsamkeiten haben. Nicht nur äußerlich, auch Werte, Normen und Einstellungen spielen hier eine Rolle. Wir bewerten die, mit denen wir uns identifizieren eher positiv und die anderen eher negativ. Ich mache nichts anderes, wenn ich sage „Eltern sind die besseren Arbeitnehmer.“ Ich identifiziere mich mit der Gruppe Eltern und die ohne Kinder sind die anderen. Ich habe mich für diese Aussage entschieden, weil ich die Position von arbeitenden Müttern stärken möchte. Es darf nicht sein, dass eine Frau ihre beruflichen Ambitionen abgeben muss, weil sie ein Kind bekommt. Damit die Vorurteile gegenüber arbeitenden Müttern verschwinden, bin ich in meinen Formulierungen ein wenig provokativ.

Neue Geschichten von arbeitenden Müttern

Was kannst du also tun, um nicht immer in die gleichen Muster zu verfallen? Was kannst du tun, um alte Strukturen zu lösen? Suche konkret nach Kinder-Büchern, die die Klischees nicht bedienen. Bei Rosa Hellblau Falle findest du eine Liste von Empfehlungen. Kümmere dich um Dinge, die bei deinen Eltern gewöhnlich der Vater gemacht hat. Rasenmähen oder Bohren sind da zwei Klassiker. Lies deinen Kindern Geschichten vor, in denen die Mutter arbeiten geht. Umgib dich auch mit Menschen, die dir überhaupt nicht ähnlich sind. Fang ein Gespräch mit der vermeintlich komischen Nachbarin an. Füttere dein Gehirn mit neuen Geschichten.

Sei Vorbild. Sprich über deine beruflichen Ambitionen und über deine Kinder / deinen Kinderwunsch. Stell deine berufliche Entwicklung nicht hinten an „weil man das so macht“. Wenn du über dich und deine Geschichte berichten möchtest, melde dich für einen Gastartikel. Hilf mit, das Bild zu verändern.

Wachstum und Entwicklung

Wir entwickeln uns nur weiter, wenn wir unserem Gehirn neues Futter geben. Wenn wir das Gehirn mit Dingen konfrontieren, die es nicht so erwartet hat. „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ wusste schon Henry Ford. Das gleiche gilt auch für Firmen. Dieses Argument kannst du nutzen, wenn du nach der Elternzeit in die Arbeitswelt zurückkehren möchtest. Wenn die Firma, in die du zurückkehren oder dich neu bewerben möchtest, noch keine familienfreundliche Strukturen aufweist, dann trau dich, danach zu fragen. Konzentriere dich in deiner Argumentation auf die Punkte, die die Firma weiter bringen. Weise darauf hin, dass die, die neue Wege gehen, wachsen und erfolgreicher sind. Gehe diese Wege auch für dich. Wachse und sei erfolgreich!

Wenn du über deine Zukunft als Working Mom nachdenkst und sie aktiv gestalten möchtest, dann werde kostenlos Mitglied im Inner Circle und bekomme regelmäßig Infos zum Wiedereinstieg und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.