5 Probleme, die ich bei meinem Wiedereinstieg nach der Elternzeit gerne vorher gekannt hätte
Wie kann ich mich auf den Wiedereinstieg nach der Elternzeit vorbereiten? Diese Gedanken kommen auf, wenn das Baby schon mobil geworden ist und längst die Küche auseinander nimmt. Irgendwie kommt man aus einer Blase raus und fängt an, sich mit seinem beruflichen Ich und dem Ende der Elternzeit zu beschäftigen. Meistens denken wir da gar nicht an Probleme beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit, sondern wie ihn überhaupt angehen.
Mein beruflicher Wiedereinstieg nach der Elternzeit verlief mindestens holprig, wenn nicht sogar schleppend. Damit es dir nicht auch so geht, hier meine Top fünf Probleme, die ich gerne vor dem Wiedereinstieg in den Job nach meiner Elternzeit gewusst hätte.
Von mangelnden Jobs, auf die ich mich bewerben konnte, hin zu Absagen, weil ich nur Teilzeit arbeiten wollte über wachsende Selbstzweifel, was meine Fähigkeiten und Wert als Arbeitnehmerin angeht. Dazu noch ein paar (übliche) Probleme, was die Kinderbetreuung betrifft. Und zerrissen sein zwischen endlich mal wieder arbeiten wollen auf der einen Seite und das Kind eigentlich nicht an die Tagesmutter abgeben wollen auf der anderen.
Alles in allem, gab es auf dem Weg einige Überraschungen für mich, auf die ich gerne besser vorbereitet gewesen wäre. Manches hätte ich vorher wissen oder zumindest ahnen müssen. Aber da habe ich gerne die Augen verschlossen. Manches traf mich völlig unvorbereitet. Hier sind meine Stolpersteine beim Weg zurück in den Job.
Problem beim Wiedereinstieg:
Nr. 1 – Der Job an sich
Irgendwie habe ich mir den Wiedereinstieg in den Beruf schöner vorgestellt. Immerhin habe ich studiert, in international tätigen Unternehmen gearbeitet, kann Erfahrung als Geschäftsführerin nachweisen, spreche zwei Fremdsprachen und könnte eine dritte schnell wieder auffrischen und habe Jahrzehntelang meine Teamfähigkeit im Mannschaftssport unter Beweis gestellt.
Ich dachte, ich bringe eigentlich ein ganz gutes Paket mit, als ich mit dem Bewerben angefangen habe. Das einzige, aber absolute Killer-Problem: ich wollte keine Vollzeit-Stelle. Aber Teilzeitjobs sind rar. Gute Teilzeitjobs sind quasi unauffindbar. Und dann bin ich halt noch Mutter. Als Mutter habe ich das Stigma „Das Kind steht über allem. Die ist eh ständig weg, weil das Kind krank ist. Die will nur Teilzeit. Die bringt sich nicht voll in die Firma ein.“
Das Problem mit dem Selbstbewusstsein
Was bin ich blauäugig in meine Jobsuche gestartet. Ich dachte wirklich, ich bin was wert. Aber der Arbeitsmarkt und das Arbeitsamt haben mich eines besseren belehrt. Im Arbeitsamt sagte man mir, dass man nach fünf Jahren ohne Job als unqualifiziert gilt. (So lange war ich gar nicht raus). Und dass ich als Mutter keine Ansprüche mehr stellen darf. Ich hätte mir das ja so ausgesucht. Wie bitte?! Da bin ich doch fast rückwärts vom Stuhl gekippt. Das saß.
Und das nagte. Die nicht enden wollenden Absagen, die ins Haus flatterten, taten ihr übriges. Sie halfen auch nicht dabei, den Elan zu behalten und in jede Bewerbung mein Bestes zu legen. Ich fing an, über einen Kassenjob bei Aldi nachzudenken. Und zweifelte, ob ich dafür qualifiziert genug bin. Mit einem abgeschlossenen BWL Studium. „Ich kann nichts. Ich bin nichts wert. Wer will mich überhaupt“ diese Gedanken fingen an in meinem Kopf zu kreisen. Draußen waren gefühlt abertausende junge Menschen, frisch von der Uni, die ihre ganze Zeit in die Firma stecken würden, die wahrscheinlich eine Reihe Praktika hinter sich hatten und bereit waren sich aufzuopfern. Und ich war halt Mutter.
Problem beim Wiedereinstieg:
Nr. 2 – Kann ich überhaupt noch mehr als Mama sein?
Das führte dazu, dass ich wirklich anfing an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Was ich in den letzten Jahren gemacht hatte war: Nase putzen, Windeln wechseln, Sandburgen bauen. Meine Fähigkeiten waren verkümmert, während meiner Elternzeit. So dachte ich damals. Ja, mir war auch fürchterlich langweilig zwischendurch. Ich fing an, zu zweifeln. Ich fragte mich, kann ich überhaupt noch vernünftige Gespräche mit Erwachsenen führen? Also mal ab vom Mama-Talk über die Belange der Kinder. Kann ich noch Sätze mit Nebensätzen? Mit jeder Absage wurden die Zweifel größer und der Mut kleiner. Ich war irgendwann wirklich ein Häufchen Elend. Ich hätte nicht gedacht, dass ich solch ein Selbstbewusstseins-Problem beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit bekommen würde.
Du lernst als Mama so viel dazu!
Jetzt, im Nachhinein, bin ich mit bewusst, welche Fähigkeiten ich durch mein Mutter-Sein erarbeitet habe. Soft-Skills würden Personaler sagen. Wenn man die Herausforderungen der Kinder annimmt, lernt man unendlich viel durch und mit den eigenen Kindern. Da kommt mein Baby auf die Welt und ich habe keine Ahnung, wie Eltern-Sein funktioniert. Was bleibt anderes übrig, als mich der Herausforderung zu stellen.
Was bin ich oft an meine Grenzen gekommen. Sehr oft. Schlafentzug und Unverständnis, was dieses Baby denn jetzt schon wieder hat und will. Wer oft an seine Grenze geht, erweitert seine Komfortzone. Alleine durch die Beobachtung und das Einlassen auf dieses hilflose Bündel habe ich meine Beobachtungsgabe was die Gefühlswelt anderer geht, wahnsinnig geschult. Meine Empathie hat einen gehörigen Sprung gemacht. Außerdem habe ich Bücher über die Entwicklung des menschlichen Gehirns gewälzt und dadurch auch mein eigenes Verhalten besser verstanden. Das und noch einiges mehr weiß ich heute, damals fühle ich mich klein und unfähig. Damit es dir nicht so geht, habe ich meinen Wiedereinstiegsplaner entwickelt. Er führt dich in drei einfachen Schritten zurück ins Berufsleben nach der Elternzeit. Hier kannst du dich kostenlos dafür eintragen (klick)
Intrinsisch motiviertes Lernen
Generell ist es leider so ein Frauending, die eigenen Kompetenzen zu unterschätzen und die der anderen zu überschätzen. Führungskräfte bekommen Fortbildungen und Seminare. Wir widmen uns dem Kind und lernen Führungsqualitäten. Noch dazu kommt, dass Menschen Gelerntes besser verinnerlichen, wenn sie es nebenbei lernen. Du kannst zuhause Englisch-Vokabeln und Grammatik lernen. Oder ein Jahr im englischsprachigen Ausland leben. Die Wahrscheinlichkeit, dass du Englisch bei der zweiten Variante verinnerlichst ist ungemein höher. Das heißt nicht, dass du für den Rest deines Lebens Englisch kannst, aber du kommst viel selbstverständlicher wieder rein. Deine Führungsqualitäten, die du durch deine Kinder bekommst, kannst du ungefähr 18 Jahre lang immer weiter ausfeilen. Und das tust du auch, weil es dir die Beziehung zu deinem Kind wichtig ist.
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Was hast du durch dein Mama-Sein gelernt?
Auf Instagram habe ich das meine Community gefragt. Das ist dabei rausgekommen:
Prioritäten besser setzen
Organisation bis hin zum Projektmanagement
Zeit besser einteilen
Konfliktmanagement
Geduld
mich besser kennen gelernt
Problem beim Wiedereinstieg:
Nr. 3 – Stress mit der Eingewöhnung
Mein gesunkener Selbstwert hat dafür gesorgt, dass ich einen Job angenommen habe, der weit, sehr weit unter meinen Gehaltsvorstellungen lag. Dafür war er inhaltlich interessant, sehr familienfreundlich und nur zehn Minuten von Kindergarten und Tagesmutter entfernt. Endlich konnte ich wieder Arbeiten und wurde dafür bezahlt!
Es mag Menschen geben, die brauchen das nicht. Ich brauche das. Ich brauche vor allem inhaltliche Herausforderungen und das Gefühl, etwas beizutragen. Der Jobstart hat zeitlich sogar so gepasst, dass er noch in die Papa-Elternzeit fiel. Ein Tagesmutter hatten wir sogar auch. Eigentlich war alles klar. Bis wir von den Urlaubsplänen der Tagesmutter erfuhren. Es blieb für uns: zwei Tage Kennenlernen, drei Wochen Pause. Eine Woche Eingewöhnung. Mist. Also haben wir Urlaub eingereicht. Die Eingewöhnung wird schon innerhalb von drei Wochen klappen.
Die Sache mit der Eingewöhnung
Ich habe mir das so vorgestellt: Wir gehen jeden Tag zur Tagesmutter und das Kind bleibt immer ein bisschen länger da. Und nach zwei Wochen oder so, geht es dann gerne hin. Beim großen Kind war das auch so. Aber kein Kind ist wie das andere. Das kleine Kind mochte irgendwie seine Tagesmutter nicht und schrie und weinte schon morgens, spätestens nach verlassen des Hauses. Wie. Am. Spieß. Das ist ein Stresspegel, den ich mir als Nicht-Mutter überhaupt nicht vorstellen kann. Stress, gepaart mit Schuldgefühlen, gepaart mit Gedankenkarussell, was das Kind denn hat.
Zwei Monate lang haben wir versucht das Kind an die Tagesmutter zu gewöhnen. Zwei Monate lang, bei denen einige Urlaubstage drauf gingen, ich sehr oft angerufen wurde und letztendlich die Oma das brüllende Kind zur Tagesmutter gebracht hat. Bis wir die Reißleine gezogen haben. Ich konnte und wollte so nicht weiter machen. Eigentlich hätte ich es vorher wissen müssen: plane nie ein, wie dein Kind sich verhält. Und wenn doch. Nimm den Worst Case und packe 10 Prozent Zeitpuffer drauf. Es wird anders kommen. Garantiert.
Problem beim Wiedereinstieg:
Nr. 4 – kranke Kinder
Was auch garantiert kommt, ist der Anruf aus dem Kindergarten, dass das Kind krank ist. Man weiß das. Ich wusste das. Aber es kommt dennoch jedes Mal überraschend und zum unpassendsten Zeitpunkt überhaupt. Darauf vorbereitet war ich auch nicht. Was muss ich denn machen, wenn mein Kind krank ist? Also wer braucht welche Bescheinigung und wie ist das gesetzlich geregelt?
Mittlerweile weiß ich das (siehe Infokasten). Dennoch kommt eine krankes Kind immer ungelegen. Ich muss gestehen, dass mein erster Impuls bei einem solchen Anruf auch nicht „Oh, mein armes Kind“ sondern viel mehr „Echt jetzt?!“ ist. Und dann poppt natürlich direkt der Rabenmutter-Gedanke auf.
Nachdem wir eine Zeit lang bei jeder Kinderkrankheit ins Straucheln kamen, haben wir uns als Paar zusammen gesetzt und einen Notfallplan aufgestellt. Wer holt das Kind? Wer betreut es wann? Miteingeflossen in diese Planung sind wichtige Arbeitstermine und Flexibilität der Arbeitgeber. Da ich recht flexibel arbeiten kann, decke ich auch den Löwenteil der Krankheiten ab, allerdings versuche ich dann nachzuarbeiten. Und das geht dann auf Kosten unserer Familienzeit. Wir besprechen als Paar im Einzelfall, was für uns die beste Lösung ist.
Besser vorbereitet bei kranken Kindern
Ich darf den Arbeitsplatz verlassen und das kranke Kind abholen, wenn keine andere im Haushalt lebende Person das übernehmen kann.
Wenn das Kind morgens krank ist, bevor ich bei der Arbeit bin, muss ich meinen Arbeitgeber informieren, dass ich nicht komme und wie lange ich nicht kommen kann.
Bekomme ich Geld?
Gesetzlich versicherte, verheiratete Eltern bekommen mit gesetzlich versicherten Kindern Krankengeld. Dafür muss das Kind jünger als zwölf sein und ein Attest vom Arzt vorliegen.
Mama pro Kind = 10 Tage Kinderkrankengeld pro Jahr
Papa pro Kind = 10 Tage Kinderkrankengeld pro Jahr
Bei drei oder mehr Kindern
Mama = 25 Tage Kinderkrangengeld pro Jahr
Papa = 25 Tage Kinderkrangengeld pro Jahr
Alleinerziehende bekommen jeweils das doppelte.
Man kann seinen Anspruch auch an seinen Ehepartner abgeben. Das geht aber nur, wenn beide Arbeitgeber zustimmen.
Wenn die 10 Krankentage pro Elternteil aufgebraucht sind und der Arbeitgeber eine unbezahlte Freistellung oder Homeoffice verweigert, musst du Urlaub nehmen.
Privat versicherte, Selbständige und Beamte haben keinen Anspruch auf Kinderkrankengeld
Es gibt eine Regelung im Bürgerlichen Gesetzbuch, dass weiterhin Lohn gezahlt wird, wenn der Arbeitnehmer unverschuldet für kurze Zeit ausfällt. Dazu verpflichtet ist der Arbeitgeber allerdings nicht. Oft gibt es eine Regelung im Arbeitsvertrag. Daher mal den Arbeitsvertrag checken, z.B. auf Formulierungen wie „Nur tatsächlich geleistete Arbeit wird auch vergütet.“
Im Allerbesten Fall, die Regelungen mit dem Arbeitgeber beim Rückkehr-Gespräch besprechen. Denn eines ist sicher: irgendwann ist jedes Kind krank.
Wenn alle krank sind außer ein Elternteil?
Dann darf das andere Elternteil von der Arbeit fern bleiben. Ob es dafür Geld gibt, ist nicht ganz klar. Am besten mit dem Arbeitgeber besprechen.
Wie sieht es bei Corona aus?
Diese Pandemie ist ein Sonderfall. Ich bin keine Rechtsanwältin, aber ich habe einen tollen Link für euch. Sandra von Smart Mama ist Rechtsanwältin, hat einen tollen Blog über alle rechtlichen Belange beim Elternsein und natürlich auch über Kinderbetreuung während Corona geschrieben. Hier findest du ihre Infos
Problem beim Wiedereinstieg:
Nr. 5 – Die Kinderbetreuung
Ich spreche hier gar nicht über das Finden der Kinderbetreuung. Das ist ja schon die erste Hürde, die irgendwie genommen werden muss. Es gibt schlichtweg zu wenig gute Kinderbetreuungsplätze. Als wir dann endlich Betreuungsplätze für beide Kinder hatten (das mit der Tagesmutter war ja ein Reinfall, wie du oben gelesen hast), dachten wir, dass einer erfolgreichen Vereinbarkeit jetzt nichts mehr im Wege steht…
Du ahnst aufgrund des Artikeltitels, dass dem nicht so war. Dass das eigene Kind mal krank werden wird, liegt innerhalb der eigenen Vorstellungskraft. Was mich aber komplett auf dem falschen Fuß erwischt hat, war der erste Tag, in dem im Kindergarten der Handlungsleitfaden galt. Handlungsleitfaden? Ja, genau so habe ich auch gefragt. Kurz gesagt heißt das: es sind zu viele ErzieherInnen krank, es können nicht alle Kinder betreut werden. Wer zu spät kommt hat Pech. Wie bitte?!
Personalmangel im Kindergarten
Da habe ich nach monatelangem Suchen, Telefonieren, Nachhaken, über nichts Anderes mehr Reden und Denken endlich eine Betreuung für die Kinder gefunden. Sogar beide im Kindergarten, denn das eine Tagesmutter mal krank wird, kommt vor. Endlich kann ich mich wieder meiner eigenen beruflichen Entwicklung widmen. Endlich eine Sache am Stück erledigen. Und dann kann der Kindergarten die Betreuung nicht leisten. Aus Personalmangel. Da guckt man dann ziemlich blöd aus der Wäsche. Auf dieses Problem bei meinem Wiedereinstieg nach der Elternzeit war ich so überhaupt nicht vorbereitet. Dagegen tun, kann man auch erstmal gar nichts tun. Und um das zu ändern, muss sich grundlegend in der Politik und in der Wertschätzung von erzieherischen Berufen etwas ändern. Das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Ein steiniger Weg zurück in den Job
Meine Rückkehr ins Berufsleben war anstrengend, was teilweise am System lag. Gleichzeitig habe ich persönlich und auch wir als Paar sehr viele Fehler gemacht. Es muss nicht so laufen, wie bei mir. Auf alle Probleme kannst du dich vorbereiten. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass das Berufsleben mit Kind nichts mehr mit dem Berufsleben ohne Kind zu tun hat.
Wenn also die Kinder nicht krank sind und die Kita genügend Personal hat, dann, ja dann ist es möglich zu arbeiten. Lohnt es sich überhaupt sich durch die Probleme beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit zu kämpfen und mit all den Zweifeln zu leben, die Zwischendurch aufkommen. Oh ja! Es ist so schön für mehrere Stunden am Stück nicht unterbrochen zu werden. Zumindest nicht mit einem „Mamaaa!!“ und wenn dann in ganzen Sätzen und wertschätzend von Kollegen. Aufgaben zu Ende zu machen und überhaupt, etwas beizutragen. Das ist solch ein befriedigendes Gefühl, dass ich selbst jetzt beim Schreiben dieser Zeile diesen wohligen Glimmer habe. Ich wusste nicht, wie sehr ich das vermisst habe. Es ist kaum in Worte zu fassen und die ganzen Bemühungen wert! Denn, wenn es mir als Mensch gut geht, kann ich auch eine bessere Mama sein!
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